Das Mondial ist kein blosses Konzertlokal, vielmehr ein sinnliches Laboratorium, in dem immer wieder andere Weltbezüge geschärft werden. So auch das denkende Sehen. Mondial will Bildwelten schaffen, in denen sich das Fremde als Alltag und Ritual, Geste und Kleid, Landschaft und Gebäude zum Sinnbild verdichtet.
Vitrinen
In Vitrinen sind unzählige Objekte aus der ganzen Welt ausgestellt, freilich nicht in der besinnlich-belehrenden Manier eines Völkerkundemuseums. Keine seltenen Fetische, keine uralten Masken, keine museumswürdigen Tuschzeichnungen. Vielmehr hunderte von Alltagsobjekten, Spuren andersartiger Wirklichkeiten, Gefässe der Erinnerung und Sehnsucht. Indische Götter auf Zündholzschachteln, ein Plastikengel, pittoreskes Süsswerk, die Zahnpasta Tourist aus einem Hotel in Vietnam, Taschen aus Pneugummi, lotosförmige Nachttischlampen, schnell dahingeschnitzte afrikanische Götterstatuetten, plastikgoldene Ho Chi Minh-Büsten, die schwarzweisse Fotografie irgendeines Jungen irgendwo in Asien, bedrohliches Paramilitär auf dem Werbeplakat eines Sicherheitsdienstes in Bamako (Mali), ein geschnitzter Willhelm Tell ...
Zeichen einer Wirklichkeit zwischen Tradition und Hypermoderne, Zeitverlust und Ewigkeit, globalem Flimmern und lokalem Verharren. Jedes Objekt ist Zeuge einer lokalen Kultur, eingeschrieben ins globale Kräfteverhältnis, zugleich aber auch ein nomadenhaftes Spiegelbild jener Mischkultur, in der wir alle leben.
Fotos: © Michael Studt; © Holzer Kobler Architekturen GmbH www.holzerkobler.com