Arteplage Mobile du Jura
Thema: Sinn und Bewegung
Eine weisse Kiesbarke, wie man sie noch nie gesehen hat. Drei Greifarme stechen in den Himmel. Mit ihren Scheinwerfern beleuchten sie nachts den schwimmenden Apparat und suchen die Umgebung ab, ähnlich einem Wasserinsekt, Entlang der Reling schützt ein hoher Giterrost das Kernstück: den rot leuchtenden Frachtcontainer. Hier wird die Ausstellung zum Event und niemand wundert sich, wenn unter dem Motto Sinn und Bewegung eine Debatte in eine Party mündet. Und nicht nur während Vollmondfahrten herrscht an Bord der Arteplage Mobile du Jura (AMJ) eine ganz besondere Stimmung.
Zwar hat die Arteplage Mobile du Jura an jeder Artplage eine Anlegestelle, so richtig festlegen aber lässt sie sich nicht. Ihre Gestalt und ihr Programm ändern sich permanent. Je nach Wind und Wetter, je nach Auftritt und Attraktion wird die rote Box gan oder teilweise Auf- und wieder abgebaut. Mal ist die Arteplage Mobile du Jura geschlossenes Containerschiff, dann wieder gedeckte Offshore-Plattform und schon bald offener Flugzeugträger zum Sonnenbaden. Doch eines ist sie immer: ein wendiges Piratenschiff, dass seinen Kommentar zur Schweiz, zur Welt und zur Expo.02 abgibt. Vor ihren Aktionen, ihrem Lärm, aber auch ihrer leisen Poesie ist niemand sicher. Die Arteplage Mobile du Jura ist überall, auf dem drei Seen, auf allen Arteplages und vor allem in den Herzen des Expo.02-Publikums. Und wer sie trotzdem verpasste, fand sie im Netz. Die Website bot mehr als bunte Bilder; Geschichten aus dem Schiffsalltag, feine Denkanstösse und rüde Polemik, Hintergrund und schnellen Witz, Ironie und Melancholie.
Das Programm und die weissen Flecken
Alles auf der Arteplage Mobile du Jura war Aktion. Das Geschehen entzog sich den Gattungsunterscheidungen von Event- und Ausstellungsformen und knüpfte damit an die Traditionslinie der antiautoritären Alternativ- oder Gegenkultur an, die sich an der Landesausstellung in Lausanne von 1964 noch nicht repräsentiert fand. Sie war ein tagesaktueller Ort der Kunst, der Lebensfreude und des Charmes.
Die Arteplage Mobile du Jura hatte den Anspruch, sich im Verlaufe des langen Sommers 2002 zu wandeln und auf die Expo.02, das Land und aktuelle nationale sowie internationale Ereignisse zu reagieren. Sowohl Budget wie Programmrahmen boten Platz für Ergänzungen, spontane Konzerte, überraschende Besuche und ausufernde Feste.
Die 7 Kapitel
Die Arteplage Mobile du Jura erzählte auch eine Geschichte in sieben Kapiteln. Das Thema der Geschichte war die Schweiz, heute.
Die Kapitel von je 3 Wochen Dauer wurden durch mehrere Rituale gegliedert. Das Programm eines jeden Kapitels war neu, der Tagesablauf jedoch blieb gleich.
Ein Tag auf der Arteplage Mobile du Jura
Der Tagesablauf auf der Arteplage Mobile du Jura gliederte sich in zwei Nachmittagsfahrten um 14:00 und 16:00 Uhr sowie eine Abendveranstaltung, die um 20:30 Uhr begann. Vornehmlich am Wochenende wandelte sich die Arteplage Mobile du Jura wahlweise zur mitternächtlichen Lounge oder Club, mit Musik bis in die frühen Morgenstunden. Bei Vollmond war die Arteplage Mobile du Jura die ganze Nacht unterwegs.
Am Morgen wurde die Arteplage Mobile du Jura aufgetankt und geputzt, damit sie kurz darauf wieder in vollem Glanz in See stechen konnte.
Nachmittags war die Teilnahme an den Veranstaltungen gratis, die Abendveranstaltungen kosteten CHF 25.00. Die Tickets konnten über den Ticketcorner oder die Pavillons d’Information auf allen vier Arteplages bezogen werden.
Die 7 Galionsfiguren
Alle drei Wochen hat eine neue Galionsfigur das Schiff der Arteplage Mobile du Jura geziert. Helden, Antihelden, historische und politische Mythen, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens oder anonyme Figuren – auch aus Fleisch und Blut! – haben sich abgelöst und jeweils für drei Wochen den Inhalt der Programme bestimmt.
Ob aus der Schweiz oder aus dem Ausland, ob Vertreterinnen und Vertreter von Kultur, Sport, Wissenschaft oder Wirtschaft: Die Galionsfiguren der Arteplage Mobile du Jura hatten zu den verschiedenen Themen Wichtiges zu sagen oder verkörperten sie auf eindrückliche Weise. Ihre vordringliche Aufgabe war die Kommunikation gegen innen und gegen aussen.
Die Rituale der Arteplage Mobile du Jura
Jedes Kapitel wurde von je einem Ritual eingeläutet und abgeschlossen.
Die Arteplage Mobile du Jura bei den Arteplages
Die Arteplage Mobile du Jura hatte bei jeder Arteplage eine eigene Anlegestelle und während den 159 Tagen tauchte sie immer wieder unerwartet an einer Arteplage auf.
Steuert die Arteplage Mobile du Jura eine feste Arteplage an, so tut sie dies in der Regel mit einer Attacke; das ausgeklügelte Board-Soundsystem erlaubt es der Arteplage Mobile du Jura, sich nach Belieben akustisch als Vogelschwarm, Hochseedampfer oder Speed-Metal-Band zu camouflieren. Einmal fest vertäut, schwärmt die Belegschaft aus, bisweilen verstärkt um Mitglieder des Théatre de l’Unité (Audincourt, Frankreich), um die Arteplage zu überfallen.
Team Arteplage Mobile du Jura Expo.02
Chef Arteplage: Juri Steiner
Verantwortlicher Bau: Erdjan Opan
Verantwortliche Betrieb: Vincent Jacquemet
Verantwortliche Production: Franziska Doswald
Operative Steuerung: Blaise Zaugg
Verantwortliche Technik Programm: Jean-Claude Blaser, Nicolas Reymondin
Verantwortliche Medien: Carla Schubert-Rinaldi
Konzept und Programmation
Johannes Gees (Neue Medien)
Daniel Hitzig (Soziologie)
Hannes Hug (Musik)
Armin Kerber (Dramaturgie)
Michael Pfister (Philosophie)
Pascal Rebetez (Literatur)
Juri Steiner (Kunst)
Kommunikation
Gino Esposto
Johannes Gees
Judith Hossli
Denis Inkei
Art Director
Marie Lusa
Administration
Dominique Bubanec
Maria Jaccard
Navigation
Michel Bernasconi (Kapitän)
Laurent Cerentola (Kapitän)
Simon Petrig (Kapitän)
Jean Didier Bauer (Kapitän)
Joe Gesseney (Assistent Kapitän)
Adam Karpinski (Assistent Kapitän)
Didier Pidoux (Assistent Kapitän)
Diego Amstutz (Matrose)
Benjamin Cattin (Matrose)
Christof Hasler (Matrose)
Joël Joliat (Matrose)
Katy Longo (Matrosin)
Pierre Alain "Billy" Papaux (Matrose)
Christoph Ramseier (Matrose)
Michael Vögeli (Matrose)
Bühnentechnik
Christof Hasler (Tontechniker)
Joël Joliat (Lichttechniker)
Katy Longo (Lichttechnikerin)
Christoph Ramseier (Tontechniker)
Michael Vögeli (Video)
Production
Stefano Stoll (Production)
Pius Tschumi (Eventmanager)
Transport
Eddy Blans
Philippe Wütschert
Bar
Pascal Richina (Verantwortlicher)
Isabelle Dennier
Roland Perret