Architektur: Murtens grosser Auftritt
Das Team um den Pariser Architekten Jean Nouvel plant in Murten-Morat keine Arteplage im eigentlichen Sinn, sondern verwandelt die Altstadt, den See und die lange Uferzone in eine weitverzweigte Ausstellungslandschaft. Die Designer durchziehen den Ort mit einem feinen Netz von Entdeckungspfaden.
Diese führen an vielen Mini-Expos vorbei. Nicht die Ausstellungswelt neu erfinden heisst die Devise des Szenografen und Architekten Nouvel, sondern die wunderbare Kulisse von Murten-Morat zur Inszenierung vieler (Kunst-)Installationen nutzen.
Die Uferzone verstehen die Architekten als weitläufigen Strand, bestückt beispielsweise mit grossen Schwemmholzstapeln, die im Inneren eine Ausstellung bergen sollen oder einem Park, der aus einer Sandkegellandschaft besteht.
Eine Verlängerung der Landschaft bis zum Wasser
Das spektakulärste Objekt im Entwurf ist der Monolith mitten im See. Der scheinbar unnahbare Kubus wird von überall her sichtbar sein. Es ist eine Metallkonstruktion, ein riesiges Gerüst, das mit rostigen Stahlplatten eingehüllt ist. Erreichbar ist dieser verschlossene Turm nur mit dem Schiff. Im Monolith erlebt der Besucher zwei spektakuläre Panoramen: Das historische Panorama der Schlacht von Murten aus dem Jahre 1894. Es ist 10.00 Meter hoch und 100.00 Meter lang und wird speziell für die Expo.02 restauriert.
Im darunter liegenden Geschoss ist das Video-Panorama Schweiz Version 2.1 des Autorenteams Gruppe panorama2000 zu sehen: Es zeigt Bilder des noch jungen Jahrhunderts, vom Computer gesteuert und verfremdet. Im oberen Ausstellungsraum ist das dritte Panorama zu sehen: Grosse Bandfenster geben den spektakulären Blick auf die reale Uferlandschaft und das Ausstellungsgelände frei.
Die Architektur als Inszenierung eines Orts der Schönheit und der Erinnerung
Der Entwurf des Teams um Jean Nouvel löst mit einem simplen Ansatz viele Probleme: Die Verfasser wollen nutzen, was bereits vorhanden ist – die schöne mittelalterliche Altstadt und die spektakuläre Lage am See – und ergänzen nur mit provisorischen Bauten, was dem Ort fehlt. Damit wird Murten-Morat zu einem weitläufigen, mystischen Kunstpark, zu erleben auf einem spielerischen, intellektuellen oder volkstümlichen Spaziergang inmitten einer malerischen Landschaft.
Das Team installiert in Murten-Morat sozusagen nur noch Software: Leichte Zelte, filigrane Wellblechdächer, farbige Containertürme oder einfache Holzkonstruktionen sind die flüchtigen Infrastrukturbauten. Alles in allem eine Absage an die traditionelle Architekturauffassung zugunsten der Inszenierung einer dramatischen Ort- und Landschaft.
Konzept, Architektur und Design
AJN Ateliers Jean Nouvel, Paris, Frankreich www,jeannouvel.com
Jean Nouvel (Projektverantwortlicher)
Frédérique Monjanel (Projektleiterin)
Eric Maria (Projektleiter)
Sébastien Abribat (Projektarchitekt)
Nicolaï Baehr (Projektarchitekt)
Anna Cavepayre (Projektarchitektin)
Thomas Corbasson (Projektarchitekt)
Jean-Louis Courtois (Modell)
Partner: GIMM Gauer Itten Messerli Maria (Neu: Gauer Itten Messerli Architekten AG) (Daniel Messerli), Bern www.gim.ch
Ingenieure
Emch+Berger AG, Bern www.emchberger.ch
Szenografie
ducks scèno (Michel Cova), Lyon, Frankreich www.ducks.fr
Lichtdesign
Ingo Maurer, München, Deutschland
Landschaftsarchitektur
Desvigne et Dalnoky (Michel Desvigne, Christine Dalnoky), Paris, Frankreich
Signaletik und Szenografie
Intégral Concept Ruedi Baur et associés, Paris, Frankreich www.irb-paris.eu
Koordination
Techdata AG, Bern www.techdata.net
Generalunternehmungen
Marti AG, Moosseedorf (Forum) www.martiag.ch
Nüssli Special Events AG, Hüttwilen (Monolith) www.nussli.com
Nüssli Special Events AG, Hüttwilen (Hüllen/Superstrukturen) www.nussli.com
Expen SA (Marie-Pierre Walliser-Klunge, Ulrich Wüger), Nidau (Infrastruktur)
Bau- und Projektmanagement
reinhardpartner Architekten und Planer AG, Bern www.reinhardpartner.ch