Ein Schiff

Der Monolith

Als Bestandteil der thematischen Inszenierungen ist der Monolith – neben anderen, bescheideneren Eingriffen – zu einem der bedeutsamsten Bilder der Expo.02 geworden. Die plötzliche Gegenwart dieses in seiner Umgebung so völlig fremd wirkenden geometrischen Solitärs schafft eine neue Landschaft. Und doch fügt sich das Objekt in sie ein, ist, wie die Landschaft, immer gleich und doch immer wieder anders. Seine rostige Metallfassade evoziert Bilder der Industrie, von Häfen und Wracks. Aber der gewaltige Kubus erinnert auch an den schwarzen Stein von Mekka oder an Stanley Kubricks Film 2001: A Space Odyssey. Der Solitär im Wasser ist auch eine Anspielung auf Arnold Böcklins Gemälde "Die Toteninsel".

Nähert man sich im still dahingleitenden Solarboot dem riesenhaften, scheinbar unzugänglichen Volumen, erahnt man die technische Meisterleistung seiner Konstruktion: Ein Koloss von 34 Metern Seitenlänge schwimmt auf einer Plattform aus hundert vorfabrizierten Beton-Hohlkörpern und ist mit Drahtseilen im Seegrund verankert. Folgerichtig, aber auch paradox, dass für dessen Bau und Betrieb eine Schifffahrtsbewilligung notwendig war. Die Überfahrt endet nach einer langsamen Umkreisung des Würfels vor der schmalen Eingangspassage, die in die mächtige Erdgeschosshalle mündet. Diese ist einzig durch die Projektion des multimedialen Panoramas Schweiz Version 2.1. auf einen transluziden Bildträger erhellt. Im Zwischengeschoss öffnet sich der Blick über den See, und zuoberst ist das historische Panorama der Schlacht von Murten ausgestellt. Alles an diesem Bau lässt erkennen, dass hier Zeit thematisiert ist: durch Dekonstruktion von Bezugspunkten. Über seine mächtige Präsenz in der Landschaft und die Abfolge architektonischer Sequenzen hinaus wird der Monolith durch seine geheimnisvolle Ausstrahlung zum Gesamtkunstwerk.

Text aus Architecture.Expo.02

Arteplage
Murten-Morat

Der Monolith in Zahlen
Länge x Breite: 34.00 m x 34.00 m
Höhe über Wasserspiegel: 34.00 m
Innenvolumen: 38'000 m3
Bodenfläche: 1'150 m2
Gewicht des Monoliths bei Vollbelastung: 3'900 t
Gewicht der schwimmenden Plattform: 2'800 t
Gewicht des Überbaus: 1'100 t
Gewicht der Metallkonstruktion: 460 t
Anzahl der Betonpontons: 100
Gewicht eines Betonpontons: zwischen 25 und 31 t
Wandstärke der Betonpontons: zwischen 16 und 20 cm
Gesamtlänge der Vorspannkabel der Plattform: 2'700 m
Gesamtlänge der Verankerungskabel und -ketten: 3'300 m
Wassertiefe unter dem Monolith: zwischen 12.00 und 14.00 m
Zugang: Solarboot – Kapazität 60 Personen

Architektur
AJN Ateliers Jean Nouvel, Paris, Frankreich www,jeannouvel.com
Partner: GIMM Gauer Itten Messerli Maria (Neu: Gauer Itten Messerli Architekten AG), Bern www.gim.ch

Ingenieur
Emch+Berger AG, Bern www.emchberger.ch 

Generalunternehmung (Bau ab Plattform)
Nüssli Special Events AG, Hüttwilen www.nussli.com

Hauptunternehmen
Arbeitsgemeinschaft Tuchschmid AG (gelöscht), Frauenfeld und
Jakem AG (gelöscht), Münchwilen
Marti AG, Moosseedorf www.martiag.ch

Modellversuche im Labor
École Polytechnique Fédérale de Lausanne EPFL, Laboratoire de construction hydraulique, Lausanne www.epfl.ch

Numerische Simulation der Plattform
Universität Liège, Abteilung ANAST, Liège, Belgien www.anast.ulg.ac.be  

Laborprüfungen der Mörtelfugen
Haute école d’ingénierie et d’architecture Fribourg, Fribourg www.heia-fr.ch

Gutachten und Kontrolle
Van Oossanen & Associates bv (Neu: Van Oossanen Naval Architects), Wagemingen, Niederlande www.oossanen.nl

Geologe
Sieber Cassina + Partner AG, Bern www.scpag.ch

Vorfabrizierte Betonpontons
Element AG, Tafers www.element.ch  

Vorspann- und Verankerungskabel
AVT AG, Tafers

Mörtelfugen
ULO Offshore Ltd, Bremgarten www.ulosystems.com

Pumpen
Rostra AG, Utzenstorf

Taucherarbeiten
TSM-Perrottet AG (Neu: Hydrokarst Swiss SA), Sugiez www.hydrokarstswiss.com

Fotos: © Nüssli (Schweiz) AG, Hüttwilen www.nussli.com; VBS-DDPS Brigitte Feldmann; © Urs Berwert; © Jürg Frei; © Martin Lüchinger; © Archiv Frédérique Mouchet; © Andreas Mosimann; © Christoph Steudler; © Philipp Zanatta; © Kurt Zwahlen