Vierte Landesausstellung

Zürich 1939: Zusammengerückt und Mut gefasst

1939 fand wohl jene Landesausstellung statt, die zum Inbegriff dieser Veranstaltung wurde. 10,5 Millionen Eintrittskarten wurden an den Kassen gelöst. Es war der Ort der geistigen Landesverteidigung. Hier schöpften die Schweizer Mut, um den Krieg zu überstehen.

Die Informationen fürs Herz und das Hirn, um sich in den Zustand der berühmt gewordenen geistigen Landesverteidigung zu versetzen, holten sich die Besucher auf der Höhenstrasse. Fast prophetisch war Hans Brandenbergers Plastik: Die Wehrbereitschaft. Heldisches und Männliches wurden erhöht, die Frauen zur Arbeit an den Herd gewiesen. Auch die Schweiz war nicht frei vom faschistischen Weltbild. Über die Höhenstrasse stand im Goldenen Buch zu lesen, das Ganze sei umfasst von den entscheidenden Gefühlen edlen und echten Schweizertums. Neben diesen ernsten, getragenen Momenten, erlebte der Besucher die Landi als festlicher Ort. Der Schifflibach, auf dem die Leute in kleinen Booten durchs Ausstellungsgelände trieben, war genauso ein Anziehungspunkt wie die Gondel die auf 75 Metern Höhe die Fahrgäste zwischen den beiden Seeufern beförderte. Die Architektur der Landesausstellung war modern und zweckmässig.

Prominenter Besuch kam aus vielen Ländern. Etwa die Könige von Belgien und Spanien, zahlreiche Staatsoberhäupter, Minister und andere Würdenträger, wie der Lord Mayor von London.

Wer einmal ohne Kinder sein wollte, konnte sie im Kinderparadies abgeben. Dort war eine gewisse Trudy Gerster drauf und dran, sich in der ganzen Schweiz einen Namen als Märlifee zu machen. Wer sich ausruhen wollte, tat dies auf löchrigen Aluminiumstühlen, die als Landi-Stühle berühmt wurden und heute wieder verkauft werden. Der populärste Ort war das Landi-Dörfli. Alleine am Eidgenössischen Trachtenfest tummelten sich hier 160'000 Besucher.

Im Palais des attractions unterhielten Teddy Stauffer und das legendäre Kabarett Cornichon. Am 1. September, dem Tag der Generalmobilmachung, erlebte die Landi einen katastrophalen Einbruch der Besucherzahlen. Doch nach 14 Tagen hatte sie sich von diesem Rückschlag bereits erholt. Fortan festigte ein Aufenthalt an den beiden Zürichseeufern Stärkung und Zuversicht. „Das ganze Volk dankt der Vorsehung für die grosse Stärkung des nationalen Bewusstseins durch die Landesausstellung in schicksalsschwerer Zeit“, meinte dazu Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler.